Fahrtenseglers-Glück.de

Segeln als Digitale Nomaden

Ruderbruch

Jan• 06•15

Am nächsten Morgen zwingt uns keine Tide aus den Federn. Auch eine Form von Freiheit! Trotzdem sind wir früh auf den Beinen und rudern an den Strand. Diesmal auf die andere Seite. Tee haben wir dabei und ein paar Leckereien für ein Picknick. Außer uns sind nur ein paar Quallen unterwegs und ein einsamer Schwimmer. Er steigt nicht weit von uns entfernt an Land. Nackt. Kann eigentlich nur ein Deutscher sein…

Ima macht Tai Chi am Strand vor Svendborg

Mein …

Er trocknet sich ab und zieht etwas über. Ich frage ihn nach den Quallen. Siehe da: Er ist wirklich ein Landsmann.
„Oh. Die Quallen nesseln nicht. Ich berühre mal eine, aber die tun nichts.“
Gut zu wissen. Ima macht ihr Training. Kann ihr stundenlang dabei zusehen und schieße viel zuviele Fotos…

Auf dem Rückweg entdecke ich direkt an unserem Landeplatz Muscheln, die im naja… Flutsaum (Wie nennt man das an der Ostsee?) in den Algen hängen. Schnell haben wir genug für ein Festmahl gesammelt und rudern zurück.

Es geht kaum Wind. Die Gegenströmung von gestern ist zum erliegen gekommen und zieht jetzt in unsere Richtung. Wir gehen unter Segeln ankerauf und treiben gemächlich durch den Sund. Von hinten kommt eine Segelyacht langsam aber stetig auf. Überholt uns schließlich. Als sie auf einer Höhe mit uns sind, ruft die Frau am Ruder:
„Hummel! Hummel!“ und ich rufe zurück:
„Mors! Mors!“ Ima guckt uns verständnislos an und ich erzähle ihr die Geschichte des von Kindern gefoppten Wasserträgers,  der dieses seltsame Grußritual unter Hamburgern begründet hat. Ich habe den Verdacht, dass sie mich hinterher noch genauso verständnislos anschaut…

Ima macht Tai Chi am Strand vor Svendborg

… kleiner …

Von hinten kommt eine große britische Yacht unter Segeln auf.
Bei dem schwachen Wind ist die Passage unter der Brücke nicht ohne. Die Strömung drückt uns Richtung Pfeiler. Ausgerechnet jetzt lässt uns der Wind im Stich und wir treiben ohne Ruderwirkung. Mein Hand wandert zum Vorglühknopf, um im Falle eines Falles den Motor starten zu können. Da greift ein leichter Windstoß in die Segel. Néfertiti nimmt Fahrt auf und eine Minute später sind wir durch das Nadelöhr geschlüpft ohne den Raddeldaddel gestartet zu haben.
Der Wind schralt und wir liefern uns eine Privatregatta mit den Briten. Wenn der Wind von achtern kommt sind wir mit Schmetterling etwas schneller und sobald er raumt die Briten. Das Fahrwasser weitet sich und obwohl wir auf einer Höhe segeln sind wir bald weit seitlich voneinander entfernt.
In die kontemplative Stille hinein sagt Ima:
„Für mich ist Néfertiti ein Transportmittel und für dich ein Sportmittel.“ Aha. Hinter der unscheinbaren Feststellung steckt natürlich etwas anderes. Wir schließen einen Kompromiss: Eine Stunde Sport und danach Transport.

Ima macht Tai Chi am Strand vor Svendborg

… geliebter Derwisch

Allerdings erstirbt nach einer viertel Stunde auch die letzte Bewegung in der Luft. Wir dümpeln ohne Fahrt. Ich berge die Segel und werfe den Diesel an.
„Aber du hast noch eine dreiviertel Stunde.“
„Ja. Die nehme ich später, wenn wieder etwas Wind wehen sollte.“
So dampfen wir den Briten davon. Bin voller Respekt ob ihres Sportsgeistes. Ima übernimmt die Pinne und steuert uns durch das Fahrwasser Richtung Hjortø. Ich mache die Navigation. Allerdings kommt der Wind nicht zurück. Dafür kommt Hjortø in Sicht. Ima lächelt mich an:
„Habe ich einen Hunger!“ Ja. Etwas zu essen könnte ich auch gebrauchen. Und da wartet ja noch ein Eimer, in dem frische Muscheln schwimmen.

Von hinten kommt eine Fähre auf. „Bei der nächsten roten Tonne verlassen wir das Fahrwasser. Ungefähr da, wo das kleine blaue Segelboot gerade ist.“ Ima nickt:

„OK.“
Die Fähre überholt uns. Ungefähr eine halbe Seemeile vor uns läuft das kleine blaue Segelboot plötzlich aus dem Ruder. Es bleibt quer im Fahrwasser liegen. Ein dänischer Motorsegler steuert dicht an das blaue Boot heran. Die Fähre nähert sich beiden mit hoher Fahrt…

♦♦♦

Dieser Blog Eintrag spielt am 5. August 2014

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