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Segeln als Digitale Nomaden

Im Als Fjord

Mrz• 27•15

Wuuusch. Néfertiti taucht in die Welle ein und schäumt das Wasser weiß. Hebt den Bug und stürmt weiter durch die graue undurchsichtige Welt. Regen prasselt hernieder und nimmt uns jede Landsicht. Wuuusch. Nur Schaum bleibt zurück.  Néfertiti quert gerade den Abenraa Fjord.

Néfertiti mit zweitem Reff

2. Reff

Die Wellen sind höher als eben im Schutz des Landes. Ich denke mir, dass sie wieder sanfter werden, sobald wir den Als Fjord erreichen. Wuuuusch. Die Nässe dringt längst durch mein altes Ölzeug. (Das nächste Mal ziehe ich zwei Lagen an. Schließlich habe ich noch ein zweites unten liegen… )

Wenig später nimmt der Seegang ab. Dann hört der Regen auf und die Sicht reißt auf. An Steuerbord taucht das Festland auf. Schemenhaft erst, dann deutlich zu sehen, und an Backbord die Küstenlinie von Als. Wir stehen gut im Eingang des Fjordes. Auch der Wind lässt nach und ich reffe die Genua aus.

Kopple die Windfahnensteuerung ein und Néfertiti segelt am Eingang der Dyvig vorbei. Ob die Tasso noch da ist? Mir ist kalt. Ich klettere den Niedergang hinab und genehmige mir einen heißen Tee aus der Thermoskanne. Néfertitis Spezial Ingwer Tee. (Mit Traubensaft, Kluntjes und Zitrone) Einfach köstlich. Ich stehe noch eine Weile im Niedergang, meine Hände umfassen die heiße Muck und schaue auf unser Kielwasser, unsere vergängliche Spur in der Ewigkeit… Ich werde im Als Sund ankern. Morgen vielleicht in die Geltinger Bucht oder in die Schlei. Mal sehen…

Néfertiti segelt mit 2. Reff

2. Reff

Kurz vor zwölf erreichen wir die Untiefentonne vor dem Als Sund. Ich rolle die Genua weg und lasse Néfertiti treiben, während ich auch das Groß herunter hole und auftuche.

Wenig später fällt der Anker in der Nachbarschaft des Wikingerschiffs auf 4 m Wassertiefe. Ich stecke 20 m Kette und freue mich auf die warme Kajüte. (Hätte den Motor früher starten sollen, damit er richtig Wärme abstrahlt.) Schließe das Luk und sperre den Regen aus. Ziehe alle nassen Klamotten aus (Tatsächlich sind nur die Strümpfe in den Seestiefeln trocken geblieben) und trockene Wäsche an. Danach lege ich mich erst einmal mit einer Wärmflasche in die Koje. Die Wärme zieht wohlig durch meinen Körper: Von mir aus darf der Wind oben heulen wie er will und der Regen auf das Kajütdach trommeln. Ich fühle mich wohlig ermattet nach diesem schönen Törn.

Ankern im Als Sund

Abendstimmung im Als Sund

Außerdem habe ich gehört, es gebe hier gleich ein Drei-Gänge-Menü!
„Herr Ober! Ich nehme das Drei-Gänge-Menü.“ Stille, nur das gleichmäßige Tropfen auf dem Kajütdach.
“Ima …?!“ Ich glaube, sie hätte den heutigen Tag nicht gerade genossen. Ich verlasse schön aufgewärmt mein gemütliches Lager und setze erst einmal den Rest der Gemüsesuppe auf den Herd. Dann gibt es Spagetti und zum Nachtisch die Kekse, die die sympathische Frau von der Möwe verschmäht hat. Und zu allem ein Gläschen Wein… La vie en rose. Trotz allem schade, dass Ima nicht da ist. Wie gerne würde ich diesen Moment mit ihr teilen. Das ist die Krux beim Einhand segeln: Ich vermisse andere nicht in den schweren Momenten, wenn es hart auf hart kommt. Wenn der Sturm heult und man sich durchkämpfen muss. Schwierig finde ich das alleine sein in den glücklichen Momenten, die man so gerne teilen möchte…

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Dieser Blog Eintrag spielt am 17.8.2014

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6 Comments

  1. Carsten sagt:

    Hallo Klaus,

    wieder toll erzählt und wieder fühlte ich mich auf Néfertiti. Trotz Schmuddelwetter wäre ich gerne dabei gewesen.

    LG Carsten

    • Klaus sagt:

      Hi Carsten,
      Ja. Wenn man erst einmal draußen ist überwiegt das Schöne! Man muss nur den Inneren Schweinehund überwinden…

      Vielleicht ergibt sich ja mal etwas:
      Wenn Du zufällig einmal nach Hamburg kommen solltest, melde Dich einfach. Wenn ich keine Zeit haben sollte, werde ich das ehrlich sagen (Bitte nicht sauer sein), aber ansonsten steht einem Plausch von Segler zu Segler nichts im Wege… und auch einem Besuch von Néfertiti nicht. ;)
      Liebe Grüße
      Klaus

      • Carsten sagt:

        Hallo Klaus,

        vielen lieben Dank für die Einladung. Da ich tatsächlich ab und an mal im schönen Hamburg bin, werde ich mich vielleicht mal spontan melden. Wie es halt passt. Genau wie bei Dir. Ich wäre Dir niemals böse, wenn Du keine Zeit hättest.

        Ganz lieben Gruß

        Carsten

  2. Sebastian sagt:

    Hallo Klaus,

    da kann man ja schon fast neidisch werden. Danke für den Bericht – macht immer wieder Spaß zu lesen! :)

    Grüße,
    Sebastian

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