Der frühmorgendliche Wetterbericht wartet nicht mit großartigen Änderungen auf: Starkwind und Schauerböen. Wie gehabt. Als ich zum Vorschiff gehe, um den Anker aufzuholen, fängt es (Wer errät es…?) an zu regnen.
Ich flüchte zurück in die Kajüte und trinke noch eine Muck Tee. Lege mich mit einem Buch auf die Koje, während der Regen auf das Deck prasselt. Kaum habe ich die ersten zwei Seiten gelesen, verstummt dasTrommeln und die Sonne kommt heraus. Nur noch eben das Kapitel zu Ende lesen… Ich habe gerade die Ölzeugjacke übergezogen (sicher ist sicher) und steige die Stufen des Niedergangs hoch, da fängt es wieder an zu regnen. Hmm. Wenn einen der Regen unterwegs erwischt, finde ich es nicht so schlimm. Aber bei Regen aufbrechen?! Ich steige zurück in die Kajüte und schließe das Niedergangsluk hinter mir. Warte einen Moment. Kaum habe ich dann doch die Jacke ausgezogen und mich auf der Koje ausgestreckt … Zu allem kommt noch hinzu, dass ich mich gestern erkältet habe. Aber nichts, was nicht ein starker Ingwertee mit Zitrone und Traubensaft in den Griff kriegen könnte. Schließlich wird den Göttern dieses Spiel zu langweilig und sie denken sich etwas neues aus:
Es hört auf zu regnen. Ich lichte den Anker. Unter Segeln. Was sich als Fehler herausstellen wird…
Aber erst einmal geht alles glatt. Das Manöver ist inzwischen Routine. Ich lasche den Anker fest, gehe ins Cockpit zurück und rolle die Genua aus. Stelle die Selbststeuerung auf einen Kurs ein (dem Fahrwasser folgend) und setze das Groß. Das zweite Reff ist noch eingebunden. Ich lasse es dabei bewenden. Schon greift eine erste Bö in die Segel. Néfertiti legt sich, naja, nicht gerade auf das Ohr, aber sie neigt sich doch.
Schönstes Segeln. Wir können (fast) anliegen und Néfertiti rauscht mit wenigen Wenden hoch am Wind durch den malerischen Sund. Bald haben wir die hohe Brücke Sonderborgs erreicht. Ich weiß ja, dass es vor der Klappbrücke ein riesiges Wartebecken gibt. Bis dahin segeln wir. Dann rolle ich die Genua weg, drehe in den Wind und berge das Groß. Noch fünf Minuten bis zur Öffnung. Motor vorglühen und starten. So denke ich mir das. Aber der alte Sabb gibt keinen Laut von sich. Ich versuche es erneut. Kein Hüsteln, kein Stottern. Und das mit der neuen Batterie! Noch ein Versuch. Nichts. Der Anlasser orgelt schwächlich. Ein Blick in die Runde. Alle anderen wartenden Boote sind weit genug weg. Ich haste den Niedergang hinunter, stelle den Batteriehauptschalter auf beide Batterien und steige wieder ins Cockpit. Starten. Nichts. Erneut starten. Kein Mux. Was tun?
Zur Not muss ich durch die Brücke kreuzen. (Weiß von den Handbüchern her, dass das Passieren der Brücke unter Segeln nicht gerne gesehen wird) Der Wind bläst mir genau durch die Öffnung entgegen. Ich müsste seitlich mit Speed heran segeln und mit einer lang gezogenen Wende so weit gegen den Wind laufen, dass ich auf der anderen Seite bis hoch am Wind abfallen kann, ohne die Brücke zu rammen. Da ist Fingerspitzengefühl verlangt. Wenn ich die Wende zu lang ziehe und es nicht schaffe durch den Wind zu drehen… Außerdem muss der Gegenverkehr durch sein und für das Manöver brauche ich Segelfläche! Also Zack, Zack!
Nun. Einen letzten Versuch gebe ich mir noch. Ich drücke den Anlasser. Der Motor orgelt und springt an. Puh! Höre ich da das Lachen der Götter?
In dem Moment ertönt auch schon das Klingeln oben auf der Brücke. Diesmal lassen mir die anderen den Vortritt und ich steuere als erster auf die Durchfahrt zu. Nur ein Motorbootfahrer auf seiner Flybridge muss sich auf den letzten Metern partout noch vor uns drängeln. Ich verzögere und laufe dicht hinter ihm in die Einfahrt. Mitten in der schmalen Durchfahrt stoppt das Motorboot auf und der Mann beginnt eine Diskussion mit seiner Bordfrau, auf welchen Platz sie sich in dem riesigen Hafenbecken legen sollen. (Und da gibt es einige Möglichkeiten!) Aber Néfertiti braucht ein Minimum an Fahrt, sonst drückt der böige Wind den Bug weg. Und die Boote in Gegenrichtung sind gleichzeitig mit uns gestartet und machen die Durchfahrt auch nicht breiter.
„Ey! Fahr weiter!!“ (Deutsche Nationale am Heck. Der müsste mich verstehen können.) Der Motorbootfahrer merkt nichts, aber die Bordfrau hat mich gehört und tuschelt mit ihm. Er guckt genervt zu mir zurück und bequemt sich schließlich Platz zu machen… Ja, das muss das Lachen der Götter sein. Laut und kichernd. Hauptsache ihr habt euren Spaß…
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Dieser Blog Eintrag spielt am 19.8.2014
Schublade auf, Mobofahrer rein, Schiblade zu
Haha.
Aber das ist so ein Ding mit den Schubladen… Da gibt es ja auch noch die anderen. Ich denke z.B. an den hilfsbereiten Motorbootfahrer aus Flensburg …
Hallo Klaus,
kannst du mir ein wenig mehr über euer Schiff sagen ? Ich habe ein Boot gefunden das eurem zumindest vom Deck und Aufbauten sehr ähnlich ist. Ein Bild vom kompletten Rumpf wäre sehr hilfreich.
Fair Winds
Axel
Lieber Axel,
das ist ja ein Ding. Interessiert mich total. Ich werde Dir in den nächsten Tag per Mail ein paar Fotos schicken. Im Blog selbst gibt es auch einige Fotos des Unterwasserschiffs (bei „Wie alles begann“ und den ersten Artikeln der ersten Reise „Wie man seine Frau (zum Segeln) verführt“.), aber ich habe was das Unterwasserwschiff angeht noch bessere…
Liebe Grüße
Klaus