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Segeln als Digitale Nomaden

Letzte Etappe

Apr• 21•15

Um 8.55 Uhr löst sich der Anker aus dem Grund. Hand über Hand hole ich die Kette ein, kann den Anker schon sehen, bevor er die Wasseroberfläche erreicht.

Ankerplatz Stör

Sonnenaufgang in der Stör

Wuchte ihn an Deck. Ich schütte eine Pütz Wasser über das schwere Ungetüm, um den Schlick von den Flunken zu spülen. Néfertitis Motor dreht langsam im Standgas. Ich verstaue die Pütz in der Backskiste und stelle den Schraubenverstellhebel auf vorwärts. Langsam nimmt Néfertiti Fahrt auf. Um 9.22 Uhr kentert die Tide. Diesmal werden wir rechtzeitig auf der Elbe sein, um die ganze Tide mitzunehmen, auch wenn wir eine halbe Stunde brauchen sollten, um durch das Sperrwerk zu kommen.

Kaum sind wir um die Kurve gebogen und bekommen das Sperrwerk in Sicht, da geht die Brücke auf. Ich gebe Vollgas. Ein Segler kommt von der Elbe herein. Hätte mich gar nicht so beeilen zu brauchen. Die Brücke wird nicht vor uns geschlossen. Im Gegenteil.

Als wir das Sperrwerk erreichen, öffnet sich oben eine Tür und der Brückenwärter tritt auf den Balkon heraus. Er hebt die Hand um Néfertiti zu grüßen. Ich werte es als eine Geste der Entschuldigung für gestern und winke leichten Herzens zurück. So hat der Tag doch schon einmal toll angefangen! Als wir durch sind, kehrt er zurück ins Innere.

Langkieler Néfertiti: segeln auf der Elbe

Segeln auf der Elbe

Zwischen der Tonne Stör 1 und der roten Hauptfahrwassertonne der Elbe setze ich das noch immer gereffte Groß. Abfallen. Motor aus. Eine Bö fällt ein. Ich rolle die Genua halb aus und rigge die Selbststeuerung. Néfertiti läuft gemächlich durch das kaum bewegte Elbwasser. Ich beobachte sie. Wir könnten mehr Segelpower vertragen. Also rolle ich die Genua ganz aus. Fast vier Knoten. Damit habe ich gerechnet um bei Hochwasser in Hamburg zu sein. (16.30 Uhr) Sollte ich das Groß ausreffen? Ich greife zum Fall. Da fällt eine weitere Bö ein und für den Moment sind wir genau richtig besegelt…

Der Wind dreht vorlicher. Hoch am Wind segeln wir dicht am Ufer der Rhinplatte entlang. Ich halte den Blick fest auf das Echolot gerichtet. Néfertiti läuft auf das Ufer zu. Auf 3 m Wassertiefe gehen wir über Stag, bis wir die imaginöre Linie erreichen, die das Fahrwasser markiert. So kreuzen wir außerhalb des Fahrwassers elbaufwärts. Der Strom hilft und Wende um Wende schummeln wir uns am Turm vorbei, bis wir endlich wieder anliegen können.

Feuerschiff Elbe 1 in Fahrt

Prominenter Mitlöper: Feuerschiff Elbe 1

Um 10.47 reffe ich das Groß aus. Es geht unwiderruflich heimwärts. Das macht mich traurig. Hätte ich mich doch bloß nicht so voreilig mit Volker verabredet… Aber Lamento hilft nicht. Da muss ich durch. Néfertiti indes lacht und schenkt uns fünf Knoten Fahrt. (Da kommt noch der Strom dazu.) Über allem kommt die Sonne heraus und versucht mich aufzumuntern. (Gelingt ihr auch.). Schönstes Segeln! Wenn es nur nicht nach Hause ginge…

Eine Stunde später haben wir Drommel querab. Die Stromschleppe an den Tonnen ist extrem lang. Mindestens 1,5 Knoten! Die kommen noch auf die gute Fahrt oben drauf!

Kein Schiffsverkehr. Während Néfertiti sich ihren Weg alleine sucht, bereite ich mir eine letzte Dose Ravioli. Von den Schrecklichen, aber der Hunger treibt es rein und weg ist weg!

Viel zu schnell erreichen wir Wedel. Der Wind hat ein Einsehen und flaut ab… (Wer hätte gedacht, dass ich das einmal so sehen würde?) SW 1 in Böen 3. Aber wir sind weit vor unserem Zeitplan. Also segeln wir gemütlich weiter ohne den Diesel zu starten. Die Sonne heizt die Grätings auf und nach den vielen Regentagen fühlt sich das fast wie Sommer an…! Flauten segeln vom Feinsten. Von achtern kommt das Feuerschiff des Museumshafens auf.

Langkieler Néfertiti: segeln auf der Elbe

Segeln auf der schönen Elbe

Vor Övelgönne wird ein riesiges Containerschiff bugsiert. Sogar der historische Eisbrecher, den ich zum ersten mal in Fahrt sehe, wartet. Der Wind schläft ganz ein. Das ist vielleicht der richtige Moment, die Segel zu bergen. Außerhalb des Fahrwassers direkt vor der Strandperle, löse ich das Großfall, steige auf das Seitendeck und ziehe das Groß herunter. Ein Bö fällt ein und Néfertiti marschiert genau auf das Ufer zu. Ich zerre das Segel ganz herunter und gehe zurück, um die Pinne umzulegen. Rolle die Genua schnell auf, hole die Großschot dicht und gehe wieder zum Mast, um das Groß aufzutuchen.

Zurück im Cockpit starte ich den Motor. Derweil ist das Containerschiff an uns vorbei. In seinem Rücken quere ich das Fahrwasser. Jetzt haben wir es fast geschafft. Ein Blick zur Temperaturanzeige. Alles klar. Trotzdem habe ich einen Kloß im Hals. Noch ein letztes Anlegemanöver, dann sind wir zurück.

Bald ist der Steg in Sicht. Ich stoppe Néfertiti auf und krame Fender und Leinen aus der Backskiste. Bringe sie in aller Ruhe an und laufe dann langsam auf unseren Liegeplatz zu. Boris klettert von Bord seiner Gefion und nimmt meine Leinen an.
Wir sind zurück.
Fest.
Die Reise ist vorbei.
Ich könnte heulen.

♦♦♦

Dieser Blog Eintrag spielt am 23.8.2014

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