Fahrtenseglers-Glück.de

Segeln als Digitale Nomaden

Alleine

Mrz• 04•16

Am nächsten Morgen bringe ich Ima zum Bus. Wir haben beide einen Kloß im Hals.
„Alle einsteigen, bitte!“ Ima gibt mir einen letzten Kuss, löst sich aus der Umarmung und steigt ein. Langsam rollt der Bus über den Platz auf die Straße hinaus. Ein letztes Winken, dann bin ich plötzlich alleine…

Néfertiti im NOK,

Im NOK

Als erstes trödele ich durch die Stadt. Die Sonne scheint. Durch die Straßen eilen leicht bekleidete Sommermenschen und auch ich habe noch ein paar Tage, um diesen Sommer zu nutzen. (Hatte ich gestern einen Pullover und Jacke an?!) Ich könnte nach Helgoland segeln. Aber erst einmal finde ich ein Café, lasse mich an einem der Tische im Schatten nieder, genieße das quirlige Leben um mich herum und mache mir Notizen für den Segelblog. Ich habe Zeit. Werde nachmittags aufbrechen, durch die Schleuse gehen und im Flamhuder See ankern.

Kurz nach zwei bin ich wieder an Bord, verstaue schnell die letzten Einkäufe und lege ab. Bei dem leichten Wind ziehe ich Néfertiti einfach an den Achterleinen heraus. Der Schraubeneffekt der langsam drehenden Schraube schiebt uns in eine leichte Linkskurve und wir können, ohne groß manövrieren zu müssen, vorwärts Richtung Hafenausfahrt fahren. Vorher habe ich noch die Trivia fotografiert. Einen dieser edlen alten 12er. Ein Freund ist auf dieser alten Regattayacht mitgesegelt und war guten Mutes mich da auch mal für eine Überführung unterbringen zu können …Die Einfahrt in den Schleusenvorbereich ist für Sportboote noch gesperrt. Ich rolle die Genua aus und stoppe die Maschine. Wenn das wieder Stunden dauern sollte, kann ich wenigstens segeln. So laufen wir auf den Pulk wartender Yachten zu. Unter Segeln zu warten spart Diesel, hat aber auch den feinen Nebeneffekt, dass die meisten uns gegenüber ausweichpflichtig sind … (Als Überholer muss ich mich immer noch freihalten)

Ein Kümo läuft in die Schleuse. Den Lichtsignalen zu Folge wird er auf der Backbordseite festmachen. Also hänge ich Leinen und Fender auf die Steuerbordseite. Raffiniert was ;)

Im NOK

Unterwegs im NOK

Dann leuchtet das weiße Licht auf, ich rolle die Genua weg und starte die Maschine. Ich werde mal wieder von allen überholt und laufe als letzter ins Schleusenbecken. Hinter mir schließt sich das Schleusentor. Alle anderen Sportboote liegen auf der Backbordseite hinter dem Kümo. Ich halte auf die Steuerbordseite zu. Da pfeift der Schleusenmeister von oben und winkt mich auf die Backbordseite. Na toll. Die einzige freie Stelle auf der Backbordseite habe ich schon passiert. Ich stoppe auf und hänge Leinen und Fender um. Da winkt mich der Skipper der Zwei Geschwister heran. (Oder hieß sie „Die zwei Geschwister“?) Super, so brauche ich wenigstens nicht mehr zu drehen. Ich gehe vorsichtig längseits. Danke.Gegen 16.45 haben wir die Holtenauer Schleuse passiert. Das Feld der Yachten zieht sich auseinander und bald tuckern wir alleine durch den Kanal. Es ist ja heute nicht weit. Vor dem Flamhuder See stoppe ich auf und bereite in aller Ruhe den Anker vor. Dann laufe ich auf die schmale Einfahrt zu. Aber was ist das?

Links und rechts stehen riesige Schilder, die ich im ersten Moment gar nicht wahrgenommen habe: Einfahrt verboten. Aber in der Karte ist hier ein Ankerplatz ausgewiesen! Ich ringe einen Moment mit mir, mich einfach über die Schilder hinweg zu setzen. Wir können die 7 Knoten Marschfahrt nicht laufen, die uns erlauben würden, auch bei Dunkelheit durch den Kanal zu fahren. Aber wir könnten es so gerade noch bis Rendsburg schaffen. In Julians Blog habe ich über den Ankerplatz im Borgstedter See gelesen. Dann aber nicht mehr lange zögern. Ich schiebe den Gashebel wieder nach vorn und bald ist die Einfahrt zum Flamhuder See außer Sicht.

Im NOK

Gesperrt?!

Wir schaffen es so gerade. Vorsichtig taste ich mich in den schmalen Schlauch vor. Mit dem letzten Licht laufen wir an der militärischen Anlage vorbei. Große Schilder warnen: „Vorsicht Schusswaffengebrauch“ Tatsächlich steht eine Wache mit Gewehr da. Ich hebe die Hand zum Gruß und der Mann winkt lässig zurück.

Etwas weiter innen stoppe ich auf, werfe den Anker und dampfe ihn kurz ein. Noch das Ankerlicht setzen. Ein zweites Segelboot kommt durch den schmalen Schlauch herein. Sie ankern dicht hinter uns.

Ich steige in die Kajüte hinunter. Stöbere im Vorratsschapp und werfe den Kocher an. Was Ima jetzt wohl macht? Ich fühle mich großartig in meiner kleinen gemütlichen Welt. Zünde Kerzen und die Petroleumlampe an.

♦♦♦

Néfertiti im NOK

Jetzt aber schnell

Dieser Blog Eintrag spielt am 11.8.

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6 Comments

  1. Axel von der Pirola sagt:

    Hallo Klaus,
    eine kleine Anmerkung zum Thema Segeln vorm NOK und Wegerecht als Segler. Die Zufahrt zum Kanal und alle Reeden und Wartebereiche sind Fahrwasser im Sinne der SeeSchStrOrdnung. Das heißt für alle Fahrwasser gilt: es gibt kein Wegerecht für Segler oder Fischer, sondern Im Fahrwasser fahrende oder querende bzw. kreuzende Schiffe.
    Im allgemeinen kommen hier Rechts vor Links zur Anwendung. Und übrigens das gilt für alle Fahrwasser in Deutschland und wird von vielen Seglern z.B. auf der Elbe mißachtet. Innerhalb eines Fahrwassers hast du als Segler dann in jedem Fall bei einer Kollision das Nachsehen.

    Schöne Grüsse
    Axel von der Pirola

    • Klaus sagt:

      Lieber Axel,

      na. Von der Erkältung genesen?
      Da oben hast Du mich missverstanden. Es ging mir natürlich nicht um die Boote (Schiffe), die das Fahrwasser benutzen, sondern um den Pulk von Sportbooten, die auf die Schleusung warteten und deshalb im Wartebereich ihre Kreise zogen.

      Ansonsten hast Du natürlich Recht. Ich erinnere mich daran, dass ich irgendwo im Blog auch schon einmal genau darüber geschrieben habe …
      Liebe Grüße
      Klaus

  2. Dirk sagt:

    Hallo Klaus,
    die ersten Tage alleine find ich immer schrecklich. Manchmal wünscht man sich das, aber wenn es dann soweit ist, dass die Crew von Bord geht, fehlt da richtig was. Da hilft dann nur viel Segeln.
    Flamhuder See: ging mir ganz genauso, wie du es beschreibst. Bei mir lag aber schon einer zwischen den gelben Bojen, also bin ich trotzdem reingeschlüpft. Leider habe ich bei meinen nachträglichen Recherchen auch nichts Eindeutiges gefunden, ob man nun darf oder nicht.
    LG Dirk

    • Klaus sagt:

      Lieber Dirk,

      ja. So geht es mir auch immer wieder. Wenn Ima weg ist, fehlt in meiner Welt Farbe. Dabei bin ich eigentlich gerne allein …

      Ich höre immer nur zwei Meinungen zum Flamhuder See. Die einen schwören, dass man da zwischen den Tonnen liegen dürfe und die anderen schwören, dass man da nicht liegen darf :-(

      Muss jeder selbst entscheiden…

      Liebe Grüße
      Klaus

      • Volker sagt:

        Moin Klaus,
        es ist immer wieder schön deine Geschichten zu lesen.
        Der Flemhuder See ist letztes Jahr wegen Bauarbeiten ganz gesperrt gewesen. Sonst kann man im vorderen Teil zwischen den Reedetonnen ankern.
        Volker

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