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Segeln als Digitale Nomaden

Meine boot

Jan• 31•16

Die Einladung zur boot Düsseldorf hatte ein Ziel: Feedback über die boot 2016. Was könnte man besser machen? Was hat uns interessiert? Was fanden wir gut? … 

die boot 2016

die boot 2016

So fand ich mich mit den Machern von vier anderen Blogs aus den Bereichen: Segeln, Motorboot, Tauchen, Surfen im Pressecentrum der boot ein. Nina, Social Media Beauftragte der boot, hatte einige Fragen vorbereitet und wir tauschten unsere Ansichten miteinander aus. Lauter intelligente Menschen in gemeinsamer Diskussion. Das hat Spaß gemacht. Ich kannte nur einen der Blogs: Julians Motorbootblog. Anschließend waren wir zur Verleihung des Abalone video awards 2016 eingeladen. Samt Sekt, Buffet und After Show Party.

 

die boot 2016

Abalone Video Award 2016

Vor dem Blogger Meeting hatte ich ein paar Freunde getroffen, David und Hannah, und gemeinsam einige Boote besichtigt, die meist etwa Néfertitis Abmessungen hatten. Ich wollte mein altes Boot mal in den Vergleich stellen. Es gab einige Raumwunder, einige gemütliche Boote, viele ungemütliche, aber wann immer ich von einem Boot herunter kam und mir die Gretchenfrage stellte: Würde ich Néfertiti eintauschen? Musste ich verneinen. (Durfte ich verneinen ;) )Und einige der Boote kosteten um die 100.000 €!

Ich habe den Eindruck, dass zeitgeistmäßig seemänische Anforderungen, die seit Jahrhunderten an Boote gestellt wurden, außer Kraft gesetzt sind. Meiner Meinung nach sollte auch ein nach der CE Zertifizierung C (Küstengewässer bis 6Bft) eingestuftes Boot diese Anforderungen erfüllen. Und auch ein B  klassifiziertes Boot (außerhalb von Küstengewässern bis 8 Bft) muss einen Sturm über 8 Bft abwettern können. Hallo?! Ganz ehrlich: Was für einen praktischen (sicherheitsrelevanten) Nutzen hat diese CE Zertifizierung? Ich empfinde sie als wirklichkeitsfremd. Wenn ich in den Jahren auf See eines gelernt habe, dann das: Auf See muss man mit Allem rechnen! Immer! Oder anders ausgedrückt: Auch in Küstengewässern braucht man ein hochseetüchtiges Boot…

Aber zurück zum aktuellen Trend:  Zum einen hatte ich den Eindruck, dass Ankern nicht mehr zur Seemannschaft gehört: Kein Ankerbeschläge, Keine Ankerrollen, winzige Ankerkästen. Ketten scheinen für die „kleinen“ Boote sowieso nicht vorgesehen. Ich recherchierte am zweiten Tag etwas ausführlicher und befragte die Aussteller gezielt. Es stellte sich heraus, dass meine Vermutung nur die halbe Wahrheit darstellte. (Oder erschreckenderweise die halbe?) Teilweise war das Fehlen von vernünftigen Ankerbeschlägen darauf zurückzuführen, dass es sich um Ausstellungsboote handelte und der Ankerbeschlag die Optik negativ beeinflusst hätte. Außerdem „leihen“ sich kleine Werften oft Eignerboote für die Ausstellung und wenn dieser Eigner keinen Wert auf Ankern legt… Die meisten Boote konnten werftseitig nachgerüstet werden. Trotzdem gehört es (für mich erschreckend oft) nicht selbstverständlich zur Grundausstattung der kleinen Boote. Dabei ist ein gutes Ankergeschirr gerade in Küstengewässern eine Lebensversicherung!

 

die boot 2016

Hingucker

Das ist auch keine neue Entwicklung: Die kleinen Boote sind oft Raumwunder. Vier Kojen bis sechs Kojen auch bei Acht Meter Booten. Aber weder bei den kleinen noch bei den großen habe ich eine einzige Seekoje gefunden. Kein einziges Schlingerbrett und keine Kojensegel. Liebe Bootskäufer: Wollt ihr draußen nicht sicher schlafen? Kojensegel lassen sich zumeist nachrüsten. Aber der Besitzer einer kleinen Werft sagte darauf angesprochen: „Ist doch eh keiner nachts unterwegs.“ ???

Winzige Kartentische sind vermutlich dem Kartenplotter geschuldet. Aber wenn nicht einmal die kleinen Sportbootkarten dort ihren Platz finden?

Der Trend zum Raumwunder hat einen entscheidenden Nachteil. Zum Kochen braucht man zwei Hände. (Schon mal eine Zwiebel mit einer Hand geschält und klein geschnitten?) Auch auf See. Deshalb muss eine Kombüse eng sein. So eng, dass man sich verkeilen und abstützen kann, egal ob das Boot sich gerade nach Backbord oder nach Steuerbord überlegt. „EY Hein: Ich will kochen, können wir wenden?“ Bei großen Booten wird fast immer dagegen gesündigt und bei kleinen erstaunlich oft. Sind die Konstrukteure keine Segler mehr?

 

die boot 2016

Gennakerbaum oder Ankerkasten?

Aber das eigentliche Highlight dieser boot 2016, waren die Menschen, denen ich begegnet bin. Einige habe ich oben schon erwähnt. Auch die Begegnung mit Joachim und Frauke war schön, die mich auf die Meri Crash aufmerksam machten. Leider zu spät, sonst hätte ich da zu gerne einmal das Lecktraining mitgemacht.

Sebastian, von der Tuchwerkstatt.

Am Frühstückstisch habe ich mich noch ein bisschen festgequatscht mit Bettina vom DerTaucherblog, die auch von der boot eingeladen war. (Wäre fast zu spät zu meiner Verabredung mit Julian gekommen.) Am Hauptbahnhof fragte uns Harold nach der Bahn zur Boot und wir nahmen den sympathischen Esten kurzerhand mit. Es stellte sich heraus, dass er Aussteller war, und den Prototyp eines zusammenklappbaren Elektromofas dabei hatte. Das stigobike.

die boot 2016

Harold und sein Stigobike

Andreas Gabriel, der mit seinem Kajakmaran (ein selbstgebauter Katamaran aus zwei Kajaks, mit zwei Optisegeln und einem Außemborder) über Donau, schwarzes Meer, Mittelmeer, Biskaya und Nordsee zurück zum Ausgangspunkt seiner Reise Tönning gefahren ist. Wirklich ohne Geld. Um sich selbst zu zwingen mit den Menschen in Kontakt zu treten, musste er sie um Essen bitten, wenn er Hunger hatte. Darüber hat er ein bemerkenswertes Buch geschrieben, dass ich schon letztes Jahr gelesen hatte. Jetzt arbeitet er an einem zweiten. Toi, toi, toi.

Irgendwann lief mir Guido Dwersteg über den Weg. Den Blogs sei Dank kannten wir uns und unsere Boote gegenseitig, obwohl wir uns noch nie vorher begegnet waren. „Melde Dich doch wenn es los geht… Und wenn du irgendwelche Tipps brauchst…“

Am zweiten Tag traf ich Hinnerk Weiler , selbst Blogger und Autor eines Artikels über Blogger, der Anfang 2015 in der Segeln erschien, in dem auch Fahrtenseglers-Glück vorgestellt wurde.

Und besonders herzlich war es mit Thomas Käsbohrer, der den poetischsten Segelblog schreibt, den ich kenne. Mare Piu. Er hat gerade einen Segel-Film fertig gemacht: Einmal München Antalya bitte und er hat mir im Gespräch viele gute Tipps gegeben, sollten wir tatsächlich unseren Bug einmal Richtung Mittelmeer wenden. Und Mut zugesprochen, um diesen Sommer die Leinen loszuwerfen … Danke Thomas.

die boot 2016

So wurden wir untergebracht


Er und Susanne Guidera luden mich später noch zu den Segelrebellen ein, wo ich mich besonders mit Susanne lange unterhielt. Die beiden stehen hinter dem Millemari Verlag, der auch Freunde wie Claus Aktoprak oder Sebastian Janotta verlegt.

Auch das unverhoffte Wiedersehen mit Bastian Hauck war toll. Bastian ist Autor des schönen Buchs Raus ins Blaue und des Segelfilms Post aus Haparanda. Wir haben uns vor Jahren mal zufällig in meinem Stammcafé getroffen und seitdem gibt es so eine lose Emailfreundschaft. Danke noch einmal für die vielen guten Tipps rund ums Sponsoring …

Last not Least die langen Gespräche mit Julian über Beziehung und Boote… Schön, dass du mich mitgenommen hast zu deinem Termin auf dem seegängigen Motorboot. (Ja, so etwas gibt’s.) Wen das interessiert: Auf seinem Blog  ist ein entsprechender Artikel erschienen …

Für mich haben sich die zwei Tage gelohnt und ich bin froh die Einladung der boot Düsseldorf angenommen zu haben.

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2 Comments

  1. Jens sagt:

    Hallo Klaus, dein Statement bezüglich vieler neuer Schiffe, die Ausrüstung betreffend, könnten von mir sein. eine „Bootsdisignerin“ sagte mal „Wir wollten mal ganz was anderes machen“.Das sich unsere Altvorderen bei dem seit Jahrhunderten gewachsenen Design was gedacht hatten, schien sie nicht zu interessieren.
    Eine neue Hanse angeschaut; Wo ist hier das Navischapp? Brauchen wir nicht mehr, wir haben einen Plotter. Aber was ist mit den Seekarten, wo kann ich daran arbeiten? Ja, da müssen Sie sich was basteln. Aha, ich kaufe also ein Schiff für 300000 € und muß mir was für die Seekarten basteln. Oder, haben Sie schon mal in der Pantry bei Lage gekocht? Nein? geht auch nicht, weil sie keinen Halt finden. Oder, wir schieben mit einer Bav 38 Lage, muß aufs Klo, Daneben steht ein Wassereimer, wozu? Der Wasseransauger für die Spülung liegt so hoch, dass er bei Lage trocken fällt. Usw. Ich weiß, warum mein Schiff aus den 80ern stammt. Ich will auch kein Neues. Ich war übrigens gestern auf der Boot und fand meine Erfahrungen mal wieder bestätigt. Ich mußte Stefan von Najad allerdings recht geben, als er sagte, Ja, du mit deinem alten Schiff, ihr seit das Problem, wir haben damals so qualitativ hochwertig gebaut, das ihr einfach keine neuen Schiffe braucht :-)
    In diesem Sinne bis dann, warte auf deinen nächsten Bricht ;-)
    Jens

  2. Klaus sagt:

    Hallo Jens,
    danke für den Kommentar. Da musste ich echt schmunzeln… Ich habe übrigens gar nichts gegen Neues. Aber bitte Neues, das zu Ende gedacht ist und dann immer noch Sinn macht … Einfach nur anders kann jeder! ;)
    Liebe Grüße
    Klaus

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