Es ist früher Morgen. Néfertiti läuft unter Genua und Motor durch die Kieler Förde. Süd bis Südost 2 bis 3 Bft. Die Kieler Woche, die Kiel momentan in Atem hält, findet um diese Zeit noch nicht statt. In mir ist vor allem ein Gedanke: Wir sind unterwegs. Wir sind endlich unterwegs! Die Sonne spiegelt sich gleißend auf dem Wasser. Im Gegensatz zu dem inneren Frieden steht die äußere Eile. Wir wollen spätestens um 8 Uhr heute morgen in Wendtorf sein. Ima hat es eilig. Drei Aufträge muss sie heute bearbeiten und dazu braucht sie Internet. So ist das Leben als Digitaler Nomade.
Ansonsten ist Ima gehandicapt. In der Schleuse hat sie sich gestern nach der lngen Kanalfahrt verletzt. Heute schont sie die geprellten Hände und ich bin (fast) einhand unterwegs. Gerade sitzt sie unten auf ihrer Koje und bereitet den ersten Artikel vor. Néfertiti wiegt sich im leichten Schwell. Dass die Maschine mitläuft, ficht mich diesmal nicht an. Wir werden diesen Sommer auf dem Boot leben. Auch wenn es drei Monate Arbeit und nicht drei Monate Urlaub sind, wiegt das alles auf. Mein Blick wandert zu den vereinzelten Wolken hinauf und ein leises aber tiefes Glücksgefühl bemächtigt sich meiner. Wir sind nun nicht nur Digitale sondern auch Nomaden!
Wir erreichen Tonne 4. Ich habe bei der Vorbereitung geschludert. Keinen Kurs ausgerechnet. Innerlich bin ich wohl noch nicht auf See angekommen. Jetzt schätze ich, dass ein Kurs von 45° uns an der steinigen Untiefe vorbei führt. Zur Not wird uns das Echolot warnen. Sollten wir die fünf Meter Linie erreichen, halte ich einfach etwas nördlicher…
Mein Blick wandert über die Wasseroberfläche. Deutlich kann ich bei den ruhigen Bedingungen die Ansteuerungstonne ausmachen. In der Förde hatte ich überlegt, einzudrehen, wenn die Tonne südlich von uns liegt. Aber ich kann die Hafeneinfahrt gut ausmachen. Wenn die Tonne mit der Einfahrt in Deckung ist, sollte das für uns auch ausreichen… Wenig später ist es soweit und ich rolle die Genua ein, denn nun geht es gegenan, und drehe auf die Ansteuerungstonne zu.
Die Hafeneinfahrt von Wendtorf erinnert mich etwas an die Nordsee. Schmal, sandig, gewunden. Wir sind morgen mit Susanne verabredet. Sie wird uns ihren gebrauchten Spibaum verkaufen. Nach der ersten Kontaktaufnahme hatte sie geantwortet:
„Ich kenne Deinen Segelblog.“ Schon unser erstes Telefonat und der folgende Email- und SMS-Austausch waren so herzlich, dass ich mich total freue, sie morgen persönlich kennenzulernen. Sie hat sogar einen Platz für uns reservieren lassen. Wendtorf empfängt uns wärmstens. Die Hafenmeisterin hat es sich nicht nehmen lassen „Néfertiti“ auf ein Schild zu schreiben, das die reservierte Box markiert. Danke euch beiden. Später kommt die Hafenmeisterin noch einmal bei Néfertiti vorbei, um sicher zugehen, dass Ima mit dem Internet arbeiten kann. Wir fühlen uns wirklich wohl hier!
Werden wohl erst am Mittwoch weiter segeln. (Wenn das Wetter mitspielt. Am späten Nachmittag sind Böen bis 7 angesagt…)
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Dieser Blog Eintrag spielt am 18.6.18
Wow, der aktuellste Blogeintrag, den ich je hier gelesen habe! Da ist man ja ganz nah dran.
Ich wünsche Euch eine richtig schöne Zeit auf Néfertiti und viel Erfolg als digitale Nomanden. Ich freue mich auf viele schöne Blogeinträge.
Lieben Gruß
Carsten
Liebe Grüße
Klaus
Hallo Klaus,
danke für deine lieben Worte. Mein Mann und ich freuen uns, dass ihr den Spibaum gut nutzen könnt. Bei uns hing er nur an der Reling.
Wir wünschen euch eine schöne Zeit mit „Néfertiti“ und dass der Sommer so schön weitergeht.
Lasst wieder was von euch hören.
Liebe Grüße
Susanne von der SY „Whisper“
Liebe Susanne,
Der Spibaum wird sicher relativ oft bei uns eingesetzt werden und hat sich auch auf der Überfahrt nach Aerö ja auch schon bewährt.
war schön Dich kennengelernt zu haben.
Liebe Grüße auch an Deinen Mann
Klaus
Boa, Du ziehst das echt durch!
Klasse!Ich drück Dir bzw. Euch beide Daumen.
LG Matthias
Lieber Matthias,
ja, wir ziehen das durch. Und Ima zieht voll mit! Das finde ich echt toll.
Mal sehen was die nähere Zukunft so bringt…
Liebe Grüße
Klaus
Den vorherigen Blogeintrag hatte ich auch zeitnah gelesen und lange überlegt, was ich darauf antworten kann, aber mir ist nichts in den Sinn gekommen, was mir passend erschien, außer sowas wie „Puuuuh, große Erleichterung!“
Jetzt freu ich mich umso mehr für Euch, dass Ihr unterwegs seid und jetzt versucht, so zu „leben, als wäret Ihr sterblich.“ Und für mich freue ich mich, dass ich jetzt wieder ab und zu hier im Blog spannende/interessante/schöne Berichte lesen kann.
Liebe Grüße,
Joachim
Liebe Grüße
Klaus
Das Leben hat wieder einen Sinn?. Ich freue mich für euch und wünsche euch eine ganz tolle Zeit!
Ganz liebe Grüße
Dirk
Es ist schon toll. Momentan ankern wir im Thurö Bund und die Sonne lacht …
Liebe Grüße
Klaus
Hallo Klaus, schön wieder was von dir zu hören. Bin gespannt, was ihr so alles erlebt. Wir sind eben wieder zurück. Waren u.a. auch in der dänischen Südsee.
Die Endlichkeit des Lebens durfte ich vor kurzem auch erleben, als mein bester Freund plötzlich von uns ging. Da wird einem erst richtig bewußt, wie schnell das gehen kann. Ihr macht es richtig, wenn es geht soll man es machen. Alles was man aufschiebt, kann im dümmstem Falle dann für immer verloren gehen. Also, bin gespannt auf euere Erzählungen.
LG Jens
SY Snugata
Lieber Jens,
mein herzliches Beileid für Deinen Freund. Du hast Recht. Wir sollten unbedingt die Zeit nutzen, die uns bleibt…
Lieber Grüße
Klaus
Super Klaus,
das ihr Euren Traum lebt. Wichtig ist das es beide Partner wollen. Ich freue mich riesig über Deine neuen Berichte. Ich selbst bin nicht mutig genug für so einen Schritt. Zumal die Chefin nicht mitziehen würde. Ist aber mit einem Schlauchi auch schwirig!!
Gruß Carsten