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Segeln als Digitale Nomaden

Hinter den Toren Stockholms

Aug• 06•18

Stockholm war wirklich toll. Eine Stadt zum Verlieben, bei mediteranen Temperaturen. Wenn unser Budget es zugelassen hätte, wären wir gerne noch länger geblieben. Eine Woche… einen Monat… Wie kann man eine Stadt wie Stockholm in drei Tagen gerecht werden? Trotzdem fühlte ich auch eine Vorfreude, als Néfertiti ihren Bug wieder seewärts richtete. Das war gestern.

Ich rolle die Genua ein. Wir sind kurz vor Kalvholmen, unserem Ziel für heute. Inzwischen weht es mit satten fünf Windstärken. Ich halse und drehe Néfertiti auf einen Kurs vor den Wind, genau auf den Engpass zwischen zwei Schären zu.
„Den ganzen Tag zuckeln wir mit 2 Knoten durch die Landschaft und jetzt fängt es an zu wehen!“ Ima lächelt mich an:

„Willst du weiter segeln?“
„Nee.“ Ima hat unterwegs gekocht, den Topf in Handtücher gewickelt und in der Koje garen lassen. Ein Trick ihrer Großmutter. Aber zwischendurch roch es so verführerisch, dass ich mich auf den Ankerplatz freue. So schön das Segeln jetzt auch sein mag…

Auf beiden Seiten nähern sich die Felsen, aber in der Mitte sollte es tief genug für uns sein. Trotzdem würde ich jetzt lieber mit zwei Knoten als mit vier Knoten hier durch segeln. Aber das Bergen der Genua hat uns nicht wirklich langsam gemacht. Wir rauschen durch den Engpass. Dahinter öffnet sich eine Wasserfläche. Aber wir wollen noch weiter hinein. Irgendwo dahinten bei den Inseln sollte eine weitere Durchfahrt liegen… Inseln? Ich greife nach der Karte. Inseln sind hier keine eingezeichnet. Habe ich mich vertan? Sind wir ganz woanders? Oder ist das nur wieder eine der Ungenauigkeiten der alten Karten? Davon hatten wir in der Vergangenheit viele, so dass ich auch jetzt erst einmal gelassen bleibe. Oft sehen hier hervorstehende Felsen wie Inseln aus und manche Inseln wie hervorstehende Felsen. Erst wenn man näher heran ist, sieht man klar. Das Echolot zeigt keinen Wert an, was auf eine Wassertiefe von über zehn Metern hin deutet. Wo ist nur die Durchfahrt? Der Wind hat im Windschatten der Schäre etwas nachgelassen und wir segeln mit drei Knoten auf die vermeintliche Durchfahrt zu. Die Perspektive verschiebt sich langsam und die Inseln entpuppen sich als Felsen. So weit so gut.

Da biegt ein kleines Motorboot um die Ecke und zeigt die Durchfahrt ein. Der Himmel hat sich zugezogen. Irgendwo donnert es. Im Windschatten der hohen Bäume gleitet Néfertiti in die Bucht südlich Kalvholmens. Ich berge das Groß und starte die Maschine. Vorsichtig schieben wir uns an zwei anderen Ankerliegern vorbei und ankern auf 5,5 m Wassertiefe, dicht unter dem Ufer. Anker eindampfen. Angekommen.

Gerade ist das Boot aufgeklart, fängt es an zu regnen. Das Trommeln der Regentropfen auf das Deck ist uns feine Hintergrundmusik. Wir sitzen gemütlich in der Kajüte und lassen es uns schmecken.

♦♦♦

Dieser Blog-Eintrag spielt am 5.8. 

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4 Comments

  1. Xenia sagt:

    Viele Grüße aus Ostfriesland, uns hat der Landalltag leider bereits wieder fest im Griff! Frank und Xenia

    • Klaus sagt:

      Ach Ihr Lieben, schön von Euch zu lesen!
      Uns hat der Bordalltag voll im Griff. Für heute war Starkwind mit Sturmböen angesagt und wir haben uns von einem sehr geschützten Ankerplatz in einen nicht ganz so gut geschützten Hafen verholt, um das Schlechtwetter zum Arbeiten zu nutzen. Hier gibt es Strom und InternetSo sind wir sehr früh aufgebrochen und hatten das Boot gerade fest als die erste Strurmbö einfiel…
      Liebe Grüße auch von Ima
      Klaus

  2. Susanne sagt:

    Das liest sich ja spannend. Das Revier ist scheinbar anspruchsvoll? Nächsten Sommer wollen wir auch mal nach Schweden segeln. Liebe Grüße aus Aerösköbing. Wir bleiben bis Sonntag hier, ein Unwetter kündigt sich für heute Nacht an.Schön ist es hier.

    • Klaus sagt:

      Liebe Susanne,
      ja und nein. Das Revier ist geschützt. Alle naslang findet man einen guten Ankerplatz und zwischen den Schären baut sich relativ wenig Seegang auf. Das macht es eigentlich zu einem weniger schwierigen Revier. Sehr anspruchsvoll ist dafür die Navigation. Man muss ununterbrochen aufmerksam sein. Ein GPS schafft nur bedingt Abhilfe, denn teilweise sind die Vermessungsdaten betagt und nicht jeder Stein (abseits der Fahrwasser) ist verzeichnet. Man kann also nicht auf herkömmliche Augapfel-Navigation verzichten…
      Liebe Grüße
      Klaus

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