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Segeln als Digitale Nomaden

Ein Arbeitstag als Digitale Nomaden

Mrz• 14•20

Am nächsten Morgen sind wir früh auf den Beinen. Das Barometer steht nach wie vor hoch auf 1026 hPa. Südwind, drei bis vier Beaufort. Hohe Zirren. Um 5.30 Uhr geht Néfertiti ankerauf. Noch vor Frühstück oder Tee. Ich hieve den Anker an Deck und lasche ihn fest. Zurück im Cockpit rolle ich die Genua aus. Schon setzt sich Néfertiti in Bewegung. Ima beginnt unter Deck an zu arbeiten. Vor einigen Wochen hatte sie die erste Fassung ihres Reports eingereicht. Die gewünschten Änderungen sind überschaubar, sie ist fast fertig, aber heute und morgen ist sie auf Internet angewiesen.

Néfertiti segeln in aller Herrgottsfrühe nach Spiekeroog

Früher Aufbruch

„Brauchen wir noch lang?“ Ima grinst mich vom Niedergang aus an. Was ist schon lang? Die Hafeneinfahrt war schon von unserem nächtlichen Ankerplatz aus zu sehen. Jetzt grinse ich zurück und starte wortlos die Maschine. Heute ist ein Arbeitstag und kein Urlaubstag.

Néfertiti zieht vorbei am Häkchen, unserem unrühmlichen Trockenfallplatz. Wir laufen durch die lange Hafenzufahrt in den Hafen Spiekeroogs. Im geräumigen Vorhafen rolle ich die Genua ein. Fühlt sich wie Nach-Hause-Kommen an. Um 6.45 Uhr sind wir fest.
„Frühstück?“
„Nee, das ist mir noch zu früh. Aber du kannst uns nachher ein paar Brötchen mitbringen.“ Dabei grinst sie mich lausbübisch an.


Ich bereite zumindest einen Tee für meine Liebste, packe meine Sachen zusammen und überlasse ihr dann das Schiff. Mich zieht es zur Bäckerei. Dort bestelle ich einen Kaffee und setze mich auf die Terrasse. Es ist etwas frisch und fühlt sich doch großartig an. Ich fühle mich so frei. Greife nach meinem Tagebuch und mache mir Notizen. Danach ist das Manuskript für Delius und Klasing dran. Ich arbeite inspiriert. Es ist toll zu wissen, dass Ima und ich am gleichen Strang ziehen. Auch, dass sie finanziell als Digitale Nomadin gerade erfolgreicher ist als ich. Zehn Prozent vom Ladenverkaufspreis machen niemanden reich, aber im Gegensatz zu Imas Report stellt ein Buch, einmal geschrieben, ein passives Einkommen dar. Zehn Bücher könnten mich finanziell unabhängig machen! Ich hatte Birgit, der Lektorin von Delius Klasing, fünf, sechs Stoffe vorgeschlagen und sie hat den Besten für sich herausgepickt. Wenn das ein Erfolg wird, steht einer weiteren Zusammenarbeit sicher nichts entgegen. Die anderen Stoffe werde ich im Selbstverlag herausbringen. Ich kann mein Glück kaum fassen. Wir sind Digitale Nomaden. Und ich schreibe gerade nicht über Bitcoin oder Tradingtipps sondern über das, worüber ich am Liebsten schreibe: Segeln. Die Zukunft fühlt sich an, wie eine Tür, die weit offen steht. Im Überschwang meiner Gefühle habe ich plötzlich eine Idee für eine Buchreihe, für die Delius und Klasing der ideale Partner wäre. Ich mache mir schnell ein paar Notizen und arbeite dann am Manuskript weiter.
Irgendwann kriege ich eine SMS von Ima:
„Hast du Hunger?“ Es ist mir bislang gar nicht aufgefallen. Aber ja. ich habe tierischen Hunger. Ich texte ihr zurück, das ich noch eben den Absatz fertig schreibe und dann einkaufen gehe und zum Boot komme.

Sonnenaufgang im Watt

In der Hafenzufahrt geht die Sonne auf

Als ich in die Kajüte hinunter steige, ist auch Ima bester Dinge. Sie ist gut vorangekommen. So gut, dass wir nach dem Frühstück (zeitlich eher ein Mittagessen) eine gemeinsame Pause in Form eines langen Spaziergangs machen. Durch die mit Erika bewachsenen Dünen Spiekeroogs. Diese Insel ist ganz anders als Wangerooge und doch sind beide wunderschön. Dieses Jahr wird Spiekeroog unsere Lieblingsinsel werden. Für mich hat sie noch eine besondere Bedeutung, weil mein über alles geliebter Großvater hier in der Hermann-Lietz-Schule einen Großteil seiner Jugend verbracht hat.

Hinterher begebe ich mich noch einmal zum Leseraum, wo ich weiter an dem Manuskript für Delius und Klasing arbeite, während Ima ihren Report beendet. Morgen wird sie alles noch einmal in Ruhe checken und dann abschicken. Abends koche ich eine Kleinigkeit für uns und bei einem guten Glas Wein klingt dieser produktive Arbeitstag aus.

♦♦♦

Dieser Arbeitstag als Digitale Nomaden  spielt am 22.8.

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One Comment

  1. Klaus sagt:

    Sorry Matthias,
    anders als ich bei meinem Kommentar zum letzten Artikel dachte, sind es doch noch zwei Tage, bis der Satellit über uns hinweg ziehen wird …
    Liebe Grüße :)
    Klaus

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