Es ist 705 Jahre her, dass König Philipp IV von Frankreich an einem Freitag den 13ten alle Templer, derer er habhaft werden konnte, verhaften ließ. Das war zwar im Oktober und nicht im Juli, aber seitdem gilt Freitag der 13te als Unglückstag. Wir verschieben die Entscheidung, ob wir heute segeln sollen. Abergläubisch sind wir beide nicht … eigentlich … Aber sowieso: Die Tide läuft erst heute Mittag.
So spazieren wir morgens gegen acht in die Stadt. Grauer Himmel. Gerade regnet es mal nicht. Der Weg an der Straße entlang ist langweilig, aber das Städtchen selbst bezaubert uns mit seinem Charme. Wir trinken einen Ostfriesentee im Café Mumpitz, das schon so früh geöffnet ist. Ein gemütliches Café, das einem Tischler gehört, der sich hier den Traum vom eigenen Café erfüllt hat.
Obwohl sie keine Verbindung zu den Templern hat, ist Imans Auge entzündet. Alle Warnlampen leuchten auf. Ist ihre Krankheit wieder ausgebrochen? Wir beschließen, nicht zu segeln und diesen verregneten Tag hier zu bleiben. Wir suchen einen Arzt auf, der uns Medikamente verschreibt, die wir in der Apotheke bestellen. Wir können sie morgen früh abholen. Sicher ist sicher. Und meine Sachen von gestern sind eh noch nicht getrocknet. Und außerdem haben wir Freitag, den …
Nachmittags sitze ich im Hafencafé und schreibe stundenlang für den Segelblog. Erstmal nur Notizen, aus denen ich später schöpfen kann. Iman verschläft den verregneten Tag.
Zur Feier des faulen Hafentages ganz ohne Segeln koche ich abends Krabbensuppe, während Iman die Duschen de Luxe genießt. Plötzlich klopft es energisch auf das Kajütdach. Ich strecke meinen Kopf heraus. Vor mir steht ein alter Mann: „Ich kenne ihr Boot. Das ist doch die alte „Aventure“. Ich habe ihre Linien von weitem wiedererkannt. Gibt es noch den alten Sabb?“
Der alte Sabb, das ist mein …ähm… heißgeliebter Dieselmotor.
Ich bin perplex: „Ja.“
„Den hat mein Bruder einbauen lassen. Ich sage ihnen: Der wird uns beide noch überleben.“ Naja, ich schätze ihn auf 80. Aber ich hoffe noch ein paar Jährchen vor mir zu haben. Das verspricht eine lange Freundschaft mit dem Sabb. Dann erzählt der alte Mann vom Boot und seiner Geschichte. Sein Bruder segelte Néfertiti als zweiter Eigner. Das Schwesternschiff liege in Kampen an der Ijssel.
Als der alte Herr wieder weg ist, kommt Iman von den Waschräumen zurück und es gibt wirklich etwas zu feiern: Jetzt hatte ich (zumindest indirekten) Kontakt zu allen Vorbesitzern. (Es gab nur drei in 60 Jahren!)
Wir zelebrieren unser Abendessen. Für morgen sind 4 Windstärken aus Nordwest angesagt. Raumes segeln. Sonnenschein. Das könnte ein Traumtag werden. So verholen wir uns früh in die Kojen.
♦♦♦
Hallo Klaus,
hoffe sehr noch viel von euch Beiden…ne Dreien lesen zu dürfen ! Du vermagst mich und sicher viele andere Segler und Leser auf eurem Törn regelrecht mitzunehmen.
Gruß !
Frank
Hallo Frank,
danke für Deine ermutigenden und anspornenden Worte. Das tut doch immer wieder gut …
Liebe Grüße
Klaus
Hi, die Story über dein Boot ist toll, da kannst du gern ausführlicher drüber schreiben! Finde das immer sehr spannend, wenn ein Boot Geschichte hat.
Ciao,
Mo
Hi Mo,
ich habe mir ein bisschen Zeit mit meiner Antwort gelassen, um in Ruhe mal einen Blick auf Deinen Blog zu werfen, in dem ich tatsächlich früher schon einmal ein bisschen gestöbert hatte. Im Segeln Forum habe ich mal eine kleine (nicht repräsentative) Umfrage gestartet, wie es andere Segler mit dem Kochen halten. Der Tenor war: Wenn es irgend geht, wird an Bord super gekocht … Das hatte mich erstaunt, denn ich erwartete, dass viele Dosenfutter benutzen, aber Dosen macht anscheinend kaum jemand mehr auf.
Zu Deiner Anregung: Es ist nicht einfach, die Geschichten von anderen aufzuschreiben. So genau kenne ich sie nicht (Weder die Storys noch die handelnden Figuren).Und eine Information wie z.B. Néfertiti segelte zwanzig Jahre unter dem Namen Aventure in der Waddenzee, kann ich weder auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen, noch ergibt so eine Information alleine eine Geschichte. Selbst erlebte Geschichten lassen sich da deutlich einfacher gestalten. Außerdem gibt es keine Probleme mit Persönlichkeitsrechten etc.
Gehst Du noch segeln? Oder hast Du Deine Zelda nach dem Sommer wieder verkauft?
Liebe Grüße
Klaus
Klar, Selberkochen spart Kohle und ist ausserdem ein Ereignis, bei dem jeder was zu tun bekommt. Muss ja nicht immer Ratatuille sein…
Mein Boot ist immer noch meins, nur wenige Käufer haben sich interessiert. So sieht der Markt halt aus. Bin doch ganz froh, nicht in Versuchung gekommen zu sein. So werde ich wohl diesen Sommer für ziemlich lange in die Adria entschwinden können. Noch ein bisschen das Leben ordnen, dann geht das
Ciao,
mo
Das klingt ein bisschen, als wärst Du Dir doch nicht so sicher, ob Du sie verkaufen willst. In Deinem Blog klang das entschiedener…
Ich wünsche Dir jedenfalls viel, viel Spaß in der Adria! Pass gut auf Dich auf.
Klaus