Der Facebook Kommentar von Thorsten, der dieses Jahr zum ersten Mal mit seiner Frau segeln wird (Viel Glück!), hat mich zu einer Artikelserie inspiriert, in der ich Tipps gebe, wie man seine Frau zum Segeln verführen kann. Natürlich gilt das auch umgekehrt, wenn eine Frau ihren Mann zum Segeln verführen möchte ;). Diese Tipps sind subjektiv. Nehmt sie als Anregung. Wenn sie euch helfen, würde mich das echt freuen.
Konflikte austragen
Das Wichtigste ist, dass ihr eine „gute“ Beziehung führt. Damit meine ich, dass ihr offen und ehrlich miteinander reden könnt, ohne dass sich einer persönlich angegriffen fühlt, wenn sein Verhalten hinterfragt wird. Denn beim Fahrtensegeln lebt man extremer als an Land. Man kann sich auf einem kleinen Segelboot nicht aus dem Weg gehen, sondern muss die Konflikte austragen. Erst recht, wenn man sich auf die hohe See hinaus wagt. (Nicht zu verwechseln mit der Notwendigkeit, dass ein Schiff von einem verantwortlich geführt wird. In Krisensituationen muss einer das Kommando haben, aber jenseits dessen gibt es unzählige Situationen, die man besser mit gegenseitiger Rücksichtnahme klärt. Auf unserer Fahrt ergab sich eine solche Situation, als Iman vor Langeoog gegen Seekrankheit ankämpfte und so schnell wie möglich in den nächsten Hafen wollte, aber wir beidrehen mussten, um zu warten, bis wir sicher über die Barre konnten. ) Unterschätze diesen Punkt nicht. Ich habe ihn ganz bewußt an erste Stelle gesetzt, denn bei der Entscheidung, ob dein(e) Partner(in) gerne mit dir segeln geht, ist diese Frage mindestens so wichtig, wie dein seemännisches Können! Und meistens schwieriger zu erlernen
Beim Austragen von Konflikten geht es nicht darum, dass einer am Ende gewinnt, sondern darum Kompromisse zu finden, die eine schwierige Situation für beide erträglich machen. Da die Grundlagen dafür schon an Land gelegt werden, ist es keine schlechte Idee, das vorher zu thematisieren und die Spielregeln gemeinsam festzulegen, denn eines ist sicher: Beim Segeln kommt man in Extremsituationen, auch ohne Sturm und Wassereinbruch. (Vor Langeoog hatten wir 4 Windstärken und strahlenden Sonnenschein). Man lernt seinen Partner beim Fahrtensegeln noch einmal ganz anders kennen als an Land! Und es ist gut wenn man sich im Vorfeld ein Instrumentarium zulegt, um damit umgehen zu können.
Iman und ich sind vollkommen unvorbereitet in diese Situation gestolpert. Allerdings konnten wir beide immer ganz gut mit Kritik des anderen umgehen. Vielleicht kommt das von unserer kreativen Arbeit, bei der Kritik zum täglich Brot gehört. Das hat uns in den dunklen Stunden der Fahrt sehr geholfen und vielleicht sogar unsere Beziehung gerettet.
Eigene Bedürfnisse formulieren und die Bedürfnisse des Anderen wahrnehmen
Manchem fällt es schwer, die eigenen Bedürfnisse zu formulieren. Anderen fällt es schwer zuzuhören und die Bedürfnisse des anderen zu akzeptieren. Beides muss (!!!) man an Bord beherrschen. Wenn man das nicht tut, wird die Fahrt mindestens für einen zur Tortur. Nicht missverstehen! „Eigene Bedürfnisse formulieren“ ist kein Freibrief sich gehen zu lassen und dem anderen alles aufzubürden. Es geht darum beides zu tun. Zu gleichen Teilen. Also: Die eigenen Bedürfnisse auszusprechen und gleichzeitig dem anderen zuzuhören, um dessen Bedürfnisse ebenfalls wahrzunehmen. Wenn man beide Bedürfnisse wahrgenommen hat ergibt sich ein Kompromiss meisten von ganz allein… Wenn ihr das schafft, wird es auch euer Landleben bereichern
Zur Vertiefung: Marshall B. Rosenberg hat die Gewaltfreie Kommunikation „entdeckt“ und mit dieser Art Konflikte zu moderieren ganz erstaunliche Erfolge erzielt. Nicht nur im privaten Bereich sondern auch z.B. in der Moderation zwischen afrikanischen Stämmen, deren Fehde bis dahin hunderte von Todesopfern gefordert hatte: Wer englisch spricht, dem kann ich dieses Youtubevideo nur wärmstens ans Herz legen!
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