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Segeln als Digitale Nomaden

Heimathafen

Apr• 22•14

Iman hat Pech. Ich trage gerade einen Haufen Klamotten Richtung Wohnung, als der Hafenmeister auftaucht. Etwas ungehalten, wegen des Schildes. Néfertiti fällt eindeutig nicht in die Kategorie von Schiffen zwischen 12 und 18 Metern. Iman versucht ihn zu beschwichtigen:
„Wir verlegen heute nachmittag in den Travehafen.“ …

Segelboot Néfertiti legt im City Sport Hafen ab

Ablegemanöver
Danke René (Foto René Bayer)


Er rechnet im Kopf die Tide nach:
„Na gut. Bis 16.00 Uhr könnt ihr liegenbleiben. Aber dann müsst ihr wirklich weg.“
Das passt doch perfekt.

Imans Auge hat sich in den letzten Tagen wieder entzündet. Sie geht nachmittags zum Augenarzt. Derweil räume ich die letzten Sachen aus und treffe pünktlich Anstalten abzulegen.

Alleine ablegen mit Néfertiti. Ich behelfe mir im strömenden Wasser mit einem kleinen Trick:
Funktioniere die Spring an der Mittelklampe in Strömungslee zur Mittelleine um, die bis zum Schluss eng belegt bleibt. Ich starte den Motor und löse in aller Ruhe die Leinen. Da klingelt mein Handy. Franzi von der Rover Lady ruft an.
„Schön, dass Du zurückrufst. Liegt das Motorboot wieder im Weg?“
„Ja.“
„Bist du an Bord?“ Sie ist an Bord und wird mir beim Anlegen helfen, denn der Weg zu unserem Liegeplatz ist von dem kleinen Motorboot blockiert.
„Ok. Danke. Bis gleich.“ Ich steige auf den Steg, nehme die Mittelleine vom Poller, setze Néfertiti ab und steige im letzten Moment über, gehe ins Cockpit zurück und gebe Gas. Gegen den Strom und mit Schraubeneffekt drehen wir eng über Steuerbord.

Während Néfertiti dreht, bemerke ich Rufen und Winken. Das Paar auf dem Boot mit der Schweizer Nationalen, der  BonBini. Im ersten Moment denke ich irgendetwas übersehen zu haben, eine Leine im Wasser oder ähnliches. Aber auf Néfertiti ist alles in Ordnung. Offenbar meinen sie mich, aber ich kann im Lärm des Diesels nichts verstehen. Ich manövriere so, dass wir möglichst dicht an den beiden vorbeifahren. Da heben sie den Daumen und ich begreife, dass sie den Blog meinen. Auch wenn ich kaum ein Wort verstanden habe, bin ich von der Herzlichkeit gerührt und beschließe auf dem Rückweg noch einen Abstecher in den City Sport Hafen zu machen, um Hallo zu sagen.

Ein letztes Winken, dann strebt Néfertiti dem Tor zwischen den Stegen zu, das uns auf den breiten Strom hinausführt.

Der Himmel war den ganzen Tag schon grau und unfreundlich. Jetzt fängt es an zu nieseln. Gut dass ich im Ölzeug bin. Ich beuge mich vor und schließe das Niedergangsluk. Ein Blick auf die Temperatur- und einer auf die Öldruckanzeige. Alles gut.

Auf Höhe der Fischauktionshalle müssen wir abbiegen. Der feine Nieselregen ist derweil in einen Platzregen übergegangen. Ein Wolkenbruch zieht über Néfertiti hinweg. Das Wasser läuft mir aus den Haaren ins Gesicht und schmeckt nicht nach Salz.

Wenig später ist die Wasserschutzpolizei in Sicht und dann der heimatliche Steg. Das kleine Motorboot mit dem Eigner, den ich bislang nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen habe, hat seine Leinen wieder kreuz und quer gespannt, so dass wir nicht auf unseren Liegeplatz können. Während Néfertiti im Leerlauf aufstoppt, schiebe ich das Luk auf und greife nach dem Nebelhorn auf dem Kartentisch, um ein Signal zu geben.

Franzi von der Rover Lady hat mich gehört und klettert in Ölzeug an Deck ihres Katamarans. Ich gehe erst einmal bei ihr längseits und dann verholen wir Néfertiti von Hand. Als Néfertiti sicher vertäut ist, stehen wir auf dem Steg im strömenden Regen und erzählen und erzählen. Schnell ist eine halbe Stunde vergangen, ohne dass wir es so recht bemerkt haben…

Mein Fahrrad steht noch am Zaun, wo ich es bei unserer Abfahrt angeschlossen hatte. Inzwischen bin ich von Kopf bis Fuß durchnässt. Ich bibbere vor Kälte und trete wild in die Pedale, um gegen eine weitere Regenbö anzukommen. Liebe Leute von der BonBini: Ich werde doch nicht mehr zu euch fahren…

♦♦♦

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3 Comments

  1. Till sagt:

    Es geht (endlich) wieder weiter! :-)

    • Klaus sagt:

      Manchmal braucht man auch ein bisschen Blog Urlaub … ;)
      Wie war die Fahrt durch die Kanäle?

      Liebe Grüße
      Klaus

      • Till sagt:

        Ich bin leider vor den Kanälen ausgestiegen. War nur bis St. Louis du Rhône mit an Bord…Sardinien und Korsika haben sich aber von ihren schönsten Seiten gezeigt. Und in der Vorsaison ist es auch wirklich sehr ruhig! :D

        LG Till

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